Bürgerliche Stadtkultur im
19. und 20. Jahrhundert

Bayreuth wahrte bis in die Zeit um 1870/80 das harmonische und liebenswerte Gesicht der Residenzstadt des 18. Jahrhunderts. Ab 1876 wurde aus dem beschaulichen, markgräflich geprägten Ort die Stadt der Richard-Wagner-Festspiele. Dieses alljährliche kulturelle Ereignis brachte wenigstens für kurze Zeit den alten gewohnten Glanz der Markgrafenzeit in das sonst so verträumte Provinzstädtchen zurück.
Das Zeitalter der Moderne mit seinen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen konnte hier nur langsam Fuß fassen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts – zeitversetzt zum nationalen Aufschwung – ließen Industrialisierung und moderne Stadtplanung auch Bayreuth rasch über seine Grenzen hinauswachsen. Neue Gewerbe- und Wohnviertel entstanden um den Bahnhof herum und im Bereich der Kasernen der Chevaulegers- und Infanterieregimenter, vier neue Schulen und das Städtische Krankenhaus wurden errichtet. Zudem prägten imposante Monumentalbauten der bayerischen Regierung wie der Justizpalast, die Regierung von Oberfranken und die Staatsbank, das neue Stadtbild. Im Fokus dieser Aufbruchsstimmung stand aber das Bürgertum und zunehmender Wohlstand spiegelte sich in Eigenheimen mit hoher Wohnqualität wider.

Einen besonderen Stellenwert innerhalb der Sammlung nehmen die Porträts und Landschaften aus der Zeit des Biedermeiers ein. Neben heimischen Künstlern wie etwa Johann Philipp Heinel (1800 – 1843) sind in der Ausstellung auch international bekannte Bayreuther Künstler präsentiert, allen voran der Professor an der Münchner Kunstakademie Wilhelm von Diez (1839 – 1907). Durch das Markgräfliche Opernhaus und das Richard-Wagner-Festspielhaus hat die Stadt Bayreuth eine einzigartige Verbindung zur klassischen Musik, die sich auch im örtlichen Kunsthandwerk widerspiegelt. Die Querflöten des Instrumentenbauers Johann Simon Stengel (1803 – 1885) oder auch der Salonflügel aus dem Jahr 1905 von der international bekannten Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne sind nur zwei Beispiele dafür.