Pläne für das braune Bayreuth

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Das Historische Museum beherbergt Pläne und Modelle von einiger Brisanz. Es sind Pläne, die hauptsächlich aus der Feder des Bayreuther Architekten Hans Carl Reissinger stammen.

Er wurde 1935 Generalbevollmächtigter für die bauliche Entwicklung Bayreuths und hatte die Aufgabe Bayreuth einen „würdigen“ Hauptstadtcharakter für das Gau Bayerische Ostmark (später Gau Bayreuth) zu verleihen. Seit September 2020 wurden die Pläne digital erfasst und inventarisiert.
Auf diesem Plan sieht man das geplante „Parteiforum“ der Gauhauptstadt. Es gibt einen Eindruck davon, wie die Nazi-Bauten den historisch gewachsenen Charakter der Stadt zerstört hätten. Kolossale Blöcke, breite Straßen und Plätze für Propaganda-Veranstaltungen, Aufmärsche und kitschige Fackelzüge. Das barocke Bayreuth wäre zwischen all diesen braunen Protzbauten nur noch eine Fußnote gewesen und viele historische Gebäude wären den Plänen zum Opfer gefallen.
Erste Planungsstufen Reissingers von 1935 bis 1937 wurden jedoch von Hitler abgelehnt und erst in ihrer endgültigen Form am 01.08.1939 von ihm persönlich genehmigt. Dieser Gesamtplan vom September 1939 entspricht auch dieser von oberster Stelle genehmigten Version.

Das Zentrum des geplanten Gauforums bildete eine monumentale Prachtstraße, die geradlinig das Gelände in eine Nord- und Südhälfte geteilt hätte. Der nördliche Teil grenzte direkt an den Hofgarten (hier unten) an. Die bestehenden Gebäude am Ende der Friedrichstraße und Richtung Hofgarten wären abgerissen worden. Der südliche Teil erhielte eine eigenständige Parkanlage, die bis zur damaligen “SA-Siedlung Birken” gereicht hätte. Kernbestandteile eines jeden Gauforums waren die zentralen Verwaltungsgebäude der NSDAP, eine Gauhalle, ein Gauhaus, ein Theater, ein Hotel und ein gigantischer Glockenturm, der sogleich als Wahrzeichen dienen sollte.

Gesamtplan des Gauforums

Diese Karte zeigt einen Planungsvorschlag zur Neugestaltung und -parzellierung der Flächen nördlich der Münzgasse und der Badstraße. Die undatierte Karte, vermutlich in den späten 1930er Jahren entstanden, zeigt exemplarisch wie wenig Rücksicht man auf das Barocke Erbe der Stadt nahm. Man wollte direkt neben dem Markgräflichen Opernhaus (heute UNESCO Welterbe) einen monumentalen Gebäudeblock errichten, die Häuser am Roten Main abreißen und den Flussarm komplett zupflastern.
Der Plan sieht außerdem eine Straßenverbindung zwischen der Münzgasse und dem Hohenzollernring vor, die der heutigen Telemannstraße entspricht, und eine weitere zwischen der Badstraße und dem Hohenzollernring, welche heute aber keine Entsprechung hat. Im Detail zeigt sich dann auch, welche Konsequenz die letztgenannte Verbindungsstraße gehabt hätte. Die geplante Straße durchschneidet das Grundstück und Gebäude des beliebten ehemaligen Tanzlokals Rosenau aus den 1920er Jahren (durch einen Brand 2017 zerstört). So wäre das Ende der „Rosi“ schon 80 Jahre vorher besiegelt gewesen.
Ein Detail auf diesem Plan ist jedoch weitaus unauffälliger, profaner und doch zutiefst perfide. Die Synagoge (grüner Punkt) ist mit ihren Grundmauern noch zu sehen, aber als Gebäude ist sie aus städteplanerischer Sicht schon entfernt worden.

Plan zur Umgestaltung Münzgasse/Badstraße

Die dritte hier vorgestellte Karte von Hans Schmitz aus dem Jahr 1942 zeigt die bauliche Entwicklung Bayreuths während seiner Tätigkeit als Stadtbaurat von 1916 bis 1940. Schmitz – aus welchen Gründen auch immer – widmete diese Karte über sein eigenes Schaffen seinem ehemaligen Kollegen, dem Architekten Georg Rosenbauer. Sie ist in einem pseudo-Markgrafenstil gehalten, was ihr und somit auch der baulichen Tätigkeit von Hans Schmitz eine historische Bedeutung verleihen soll.
Der ideologische Zeitgeist wird im Umlauf des Rahmens transportiert. Dort heißt es: “Die Markgrafen * Franz Liszt * Jean Paul * Richard Wagner * Hans Schemm * Houston Stewart Chamberlain * gaben dieser Stadt das geistige Gepräge”. Houston Chamberlain, fanatischer Rassentheoretiker aus dem Umfeld des Wagner-Clans, und Hans Schemm, ein frühes NSDAP-Mitglied und erster Gauleiter der bayerischen Ostmark, werden hier künstlich überhöht und auf eine Stufe mit den Markgrafen und Bayreuths berühmtesten Künstlern gestellt.

Plan im Markgrafenstil